Rettungshunde

Diana Schmahl führt zwei Gordon Setter Hündinnen in der Rettungshundearbeit.

Sie schreibt darüber:

"Der Gordon Setter als Rettungshund ist ein eher seltenes Bild und wird auch gerne von Menschen mit Jagdleidenschaft belächelt.
In der Rettungshundearbeit entwickelt der Gordon viel Eigeninitiative und Energie, erwartet dies jedoch im Gegenzug auch von seinem Führer!
Seine überdurchschnittliche Nase und sein ausgeprägter Finderwille machen ihn zum idealen Gefährten auf der Suche nach vermissten Personen.
Eingesetzt als Mantrailer, der Schweißarbeit ähnlich, oder in der Flächen - Trümmersuche ist der Gordon Setter ein zuverlässiger und sicherer Hund.
Der Gordon arbeitet zwar nicht so schnell wie die anderen Setterrassen, dafür aber ausdauernder, bedächtiger und zäher.
Beim Mantrailing (Personenspürsuche) bedeutet dies, das diese Rasse sich im Gegenzug zu anderen Rassen, sehr lange auf genau diesen einen Geruch fokusieren kann, und mit einer vornehmen Gelassenheit die anderen Gerüche ausblendet und sicher diese Spur verfolgt.
In der Flächensuche kommen wir seinem ausgeprägten Bewegungspensum entgegen, und der Gordon Setter zeigt eine ausdauernde, gründliche und systematische Suche im gestreckten und flüssigen Gallopp!
Es wichtig zu wissen das der Gordon Setter sich auf seinen Hundeführer fest fixiert, und ein Hundeführerwechsel der bei anderen Hunden zum Teil kein Problem ist, bei einem Gordon Setter kaum, bzw. nur mit viel Geduld möglich ist!
Der Gordon Setter ist ob als Jagdhund geführt oder als Rettungshund eine Bereicherung, und eine wahre Augenweide!"

 

 

Geschichtliches über die Rettungshundearbeit

 

Wie entstand der Gedanke Rettungshundearbeit?

 

Die Mönche im Kloster St. Bernhard waren die ersten, die mit eigens gezüchteten Hunden –Vorfahren der heutigen „Bernhardiner“ - die ersten Schritte in Richtung Rettungshundearbeit machten.

Einer der berühmtesten Hunde aus dieser Zeit ist „Barry“, er rettete zwischen 1800 und 1812 vierzig Menschen vor dem sicheren Tod.

 

Der Tiermaler Jean Bungartz fing mit der Ausbildung von Hunden zum Aufspüren von verwundeten Soldaten an und läutete damit die Ära der Flächensuche ein. Er gründete 1890 den „Deutschen Verein für Sanitätshunde“. Bei allen Arten der Kriegsführung blieben eine Vielzahl von Verwundeten und Toten für die Sanitätssoldaten unentdeckt in Gebüsch, Feld, Wald und Wiese liegen. Dafür wurden dann die Sanitätshunde eingesetzt.

 

Es dienten ca 30.000 Hunde im Ersten Weltkrieg an der deutschen Front, im Zweiten Weltkrieg waren es schon an allen Fronten an die 200.000 Hunde. Das Bewusstsein, dass ein gut ausgebildeter Rettungshund und sein ebenso gut trainierter Hundeführer, eine wertvolle Hilfe zur Ortung vermisster und verschütteter Menschen sein können, setzte sich in der Öffentlichkeit durch.

Man entdeckte die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten der Hunde auch außerhalb des Kriegsfalles.

 

Wie viel Zeit ist für die Rettungshunde-Arbeit notwendig? Was wird gefordert?

 

Rettungshundearbeit ist ein sehr zeitintensives Hobby. Die Ausbildung eines Rettunghundeteams bis zur Prüfung dauert mehrere Jahre, und das Team befindet sich ein Leben lang im Training!

Die Trainings finden 2-3 mal die Woche statt. Vor Beginn der Ausbildung vom Haushund zum Rettungshund wird innerhalb der jeweiligen Rettungshundeeinheit der „junge“ Hund in mehreren Belangen auf seine Veranlagungen für die spätere Aufgabe hin gesichtet und beurteilt.

 

Die Ausbildung der Teams umfasst folgende Themen:

 

Grundgehorsam Hund

Gewandtheit (Sicherheit in schwierigem Gelände)

Nasenarbeit (Suchen)

Erste Hilfe Mensch /Hund

Kynologie (Lehre des Hundes)

Karte/Kompass

BOS – Funk

Suchtaktik

Helferarbeit

 

Die Ausbildung schließt mit einer Rettungshundeprüfung der jeweiligen Sparte (Trümmer / Fläche), die von zwei Prüfern für das Rettungshundewesen gemäß der DIN 13050 abgenommen wird.

Die Mantrailprüfung erfolgt gemäß der Prüfungsordnung einer der Hilforganisationen.

 

 

Voraussetzungen

Grundsätzlich geeignet sind alle leistungswilligen, aufgeschlossenen Hunde, wenn sie körperliche Gesundheit, Nervenstärke und Lernfreude mitbringen. Ob Rassehund oder Mischling spielt keine Rolle.

Der Hundeführer sollte auf jeden Fall eine gehörige Portion Enthusiasmus, Zeit und Teamgeist mitbringen.

Ob Ihnen das Ehrenamt “Rettungshundeführer /-in” tatsächlich liegen wird, stellt sich in der Regel vor allem in der “Anwärterzeit” heraus.

 

Die Flächensuche

Spielende Kinder, die nicht mehr nach Hause kommen, Jogger oder Jäger die verletzt im Wald liegen, Pilzsucher oder demenzerkrankte Menschen die sich verlaufen haben, sowie Personen mit suizidaler Absicht sind der Hauptschwerpunkt dieser Teams.

Vor allem der Faktor Zeit kann gerade in den Wintermonaten oder auch bei Personen die dringend Medikamente benötigen, eine große Rolle spielen.

Flächenhunde sind in der Lage einen Hektar binnen von 3 – 12 Minuten nach menschlicher Witterung abzusuchen. Sie durchstreifen dabei freilaufend systematisch das Gelände. Gekennzeichnet mit ihrer Kenndecke, Glocken und Licht sind sie gut als Rettungshund zu erkennen und auch zu hören.

 

Die Trümmersuche

Bei der Trümmersuche bewegen sich die Rettungshunde sicher in Trümmern und Schutt und spüren mit ihren hervorragenden Nasen Personen unter mehreren Metern Schutt und Betonplatten auf.

Der zukünftige Trümmersuchhund muss lernen, ausdauernd und intensiv nach Witterung von Menschen zu suchen, die unter Trümmern eingeschlossen und von irgendwelchen Materialien überdeckt sind.

 

Er darf sich dabei von keinerlei Schwierigkeiten ablenken lassen, weder von Trümmern, die sich seiner Fortbewegung entgegenstellen, noch von der Arbeit der Rettungsmannschaften und dem Lärm von Rettungsmitteln oder von Gerüchen wie Rauch oder Lebensmitteln.

 

Das Mantrailing

Mantrailing ist die Suche mit einem Hund nach einer Person unter Verwendung ihres individuellen Geruchs.

Mantrailer sind die einzige Chance festzustellen, in welche Richtung sich der Geruch der fehlenden Person verbreitet.

Jeder Mensch verliert ständig eine Vielzahl an mikroskopisch kleinen Partikeln, die vom Menschen wie Schneeflocken fallen und vom Wind verweht werden.

Der Hund lernt, dieser Partikel aus allen Gerüchen heraus zu filtern und dieser Spur zu folgen. Das erfordert absolute Konzentration und diese muss der Hund auch über die gesamte Arbeitsdauer aufrecht erhalten können.

 

Stellen Sie sich vor, Sie müssen eine lange Zahlenreihe im Kopf addieren.

Sie sitzen dabei in einem überfüllten Straßencafé, Leute drängen vorbei, der Kellner möchte Ihre Bestellung aufnehmen, das Radio dudelt und am Nachbartisch spricht jemand in sein Handy.

 

Das sind etwa die Arbeitsbedingungen eines Mantrailers!

 

 

Wer Mantrailing als puren Spaß verkauft, bei dem sich praktischer Weise auch noch ein paar Vermisste suchen lassen ist auf dem Holzweg.

 

Mantrailing auf Einsatzniveau ist die Königsdisziplin des Rettungshundewesens und fordert von Hund und Hundeführer alles an Können und Engagement ab.

 

Ein Artikel aus der Zeitung:

http://www.swp.de/geislingen/lokales/geislinger_alb/Immer-der-Nase-nach;art5567,1400562

(Mantrailer Gordon Setter)

 

 

Mitmachen auch ohne Hund

 

Sie haben keine Hund oder noch keinen Hund und möchten sich in der Rettungshundearbeit ehrenamtlich engagieren?

 

Dann erlernen Sie das gleiche Know-How wie der Rettungshundeführer!

 

Einsatzkräfte ohne Hund sind für unsere Arbeit ein wichtiges Teammitglied, denn im Einsatz bilden sie zusammen mit dem Hundefüher und dessen Hund ein hochausgebildetes und qualifiziertes Einsatzteam!

 

 

Wo kann man Rettungshundearbeit machen?

 

Viele der großen Hilfsorganisationen bieten Rettungshundearbeit an.

Jedoch gibt es auch einige Freie Staffeln die keiner Organisation angehören und auch Staffeln die jeweils nur eine Sparte anbieten!

 

Wichtig ist es zu wissen, dass wir ehrenamtlich diese Arbeit machen.

Das bedeutet Kleidung, Ausrüstung und alles was zur Rettungshundearbeit gehört wird von den Helfern und Hundeführern selbst getragen. Es wird für keinen Einsatz eine Rechnung ausgestellt.

Damit sind wir auf Spenden und Förderer genauso angewiesen, wie auf Jäger die uns ihre Wälder zum Training für die Hunde-Menschen Teams zur Verfügung stellen.

Damit fallen neben dem Training und Einsätzen auch andere Termine wie Spendensammlungen oder Vorführungen an!

 

 

Ablauf eines Einsatzes

 

Es ist ein gewöhnlicher Abend im Februar 2012. Wir haben ca. 21.00 Uhr, einige Menschen kommen vielleicht gerade nach Hause, andere liegen schon mit einem guten Buch auf dem Sofa. Eine Mutter liest Ihrem Kind eine Gute-Nachtgeschichte vor, andere freuen sich, zum ersten Mal an diesem Tag, die Füße hochlegen zu dürfen. Und dann ……

21:28 Uhr – Alarmierung der Rettungshundestaffel - Einsatz der Flächensuchhunde und der Mantrailer!

Schnell in die Einsatzkleidung, Rucksack und Hund startklar gemacht. Was wird mich erwarten? Wo werden wir suchen? Wird alles gut gehen?

Der Auftrag: Gesucht wird nach einer weiblichen Person, herzkrank und dement, seit mehreren Stunden vermisst.

Der Treffpunkt ist an einem Parkplatz der zu dem Seniorenheim gehört, der die weibliche Mitbewohnerin als vermisst gemeldet hat.

 

Nach Absprache und Koordinierung mit der Einsatzleitung bekommt das Mantrailerteam den Auftrag herauszufinden in welche Richtung die Dame sich bewegt hat. Die Suche nach einem geeigneten Geruchsträger beginnt, die Aufregung und Anspannung ist deutlich bei allen Beteiligten zu spüren. Nun bekommt die Gordon Hündin die Tüte mit dem Geruchsstoff der Frau und macht sich nach ihrem Kommando "Trail" auf den Weg.

Die Suche beginnt …

 

Das Team arbeitet hoch konzentriert, begleitet von ihrem Teampartner, der das Team absichert während der Personenspürhund sich in die Spur träumt und der Hundeführer seinen Hund fest und konzentriert im Blick hat.

 

Währendessen machen sich die Flächensuchteams bereit, da Mantrailteam auf ein großes Waldgebiet zusteuert.

 

Nun bekommen die Flächensuchteams ihre Gebiete zugeteilt und eilen zu ihren Autos um sich in das Gebiet zu begeben und dort ihre Flächensuchhunde auf die Suche nach der Dame zu senden.

 

Die Zeit spielt fast immer gegen die Teams, aber gerade bei diesen Witterungen muss mit schneller Unterkühlung oder Erfrierungen der gesuchten Person gerechnet werden.

 

Man sieht die Taschenlampen der Hundeführer und Helfer, die sich schnell bewegen, erkennt an den Blinklichtern und Glocken, wo die Hunde sich bewegen, hört die Kommandos der Hundeführer.

Immer wieder hört man am Funk wie die Teams in ihren Gebieten umsetzen, Teams tauschen weil der Hund an Suchleistung nachlässt und eine Pause benötigt...

 

Nach Stunden der Suche zerreißt plötzlich das Gebell eines Hundes die angespannte und dunkle Stille in den Suchabschnitten und der Funkspruch lässt alles in ein fröhliches Stimmengewirr tauchen:

"Einsatzleitung an alle - die Person wurde gefunden - kehren sie zur Einsatzleitung zurück! Ich wiederhole: die Person wurde gefunden - kehren Sie zur Einsatzleitung zurück!"

 

Mittlerweile ist es vier Uhr morgens, nach einer kurzen Nachbesprechung an der Einsatzleitung fahren nun alle nach Hause. Ausgekühlt, müde, aber glücklich.

Wenn man dann wieder zu Hause ankommt, geht es schnell unter die Dusche und dann geht man wie jeder normale Mensch zu seiner Arbeit!

Ob alle wirklich wissen, dass wir mit unserem Kamerad Hund 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag zur Verfügung stehen?

 

 

 

 


Alle Texte über die Rettungshundearbeit auf dieser Seite sowie die Fotos stammen von Diana Schmahl.